Neues aus Viralimalai im März
Liebe Verwandte, Freunde und Bekannten,
es soll nicht zur Gewohnheit werden, dass Du/Sie nur an Weihnachten und zu Ostern einen Bericht über das Leben in Süd-Indien bekommen. Es waren turbulente Monate und wie das Unglück es manchmal will, fallen viele Dinge auf einmal an, oder besser gesagt, auf einmal aus. In den letzten 10 Tagen konnten wir nicht ans Netz gehen. Als das wieder repariert war, fiel die Solar-Anlage aus. Wir konnten zwar den Stecker in den normalen Strom stecken, aber dann war ständig „Power Cut“ – kein Strom über 10 Stunden lang. Das Telefon fiel aus, da eine Leitung von den Affen durchgeschaukelt war. Der Kopierer, den ich dringend brauche, funktioniert nicht, obwohl der Hardware Ingenieur schon über eine Woche täglich gekommen ist. Der Wassertank auf unserem Dach hat eine kleine undichte Stelle und so weiter und so fort.
Ich werde oft gefragt, was ist Euer neues Projekt? (Das ist meistens dann, wenn ich mich länger nicht mehr gemeldet habe) Meine Antwort darauf kann nur lauten, „das Alte gut am Laufen zu halten“
Nun zu den Neuigkeiten.
Wir haben an den kleinen Öffnungen an unserem Dächern Moskito Netze anbringen müssen, da die Affen dies als neuen Eingang benutzt haben. Die Öffnungen sind da, um eine gute Luftzirkulation zu gewähren.
Zurzeit sind die Prüfungen. Jancy hatte heute ihre letzte Prüfung zum Abitur. Von den jungen Frauen in unserem Haus sind einige Brüder und Schwestern die ihr Abitur hoffentlich zum guten Abschluss bringen werden. Ich nenne die Namen, da doch einige Bekannte drunter sind: Belsias Schwester Sonja, Amalas Schwester Stella, Jancys Bruder Johnson, Vinarassis Bruder Josef. Unsere Kerze brennt den ganzen Tag damit alles gut verläuft.
Im Januar haben wir die Familien der Novizinnen besucht. Es war eine sehr beeindruckende Erfahrung für uns alle – für die Familien als auch für uns. Ich war überwältigt – obwohl es mir bekannt war – von der Anteilnahme der Familien. Alle Onkel und Tanten kamen. Und wie präsent sie waren! Es wurde mitgeredet und mit entschieden. Unter anderem haben wir fünf Friedhöfe besucht; denn von den sieben jungen Frauen ist bei fünfen ein Elternteil verstorben. Einen schlimmeren Ort für die „letzte Ruhe“ kann ich mir nicht vorstellen. Wir kletterten über andere Gräber, die einfach mit Sand aufgehäuft waren, entfernten die Disteln und Dornen um ans rechte Grab zu gelangen. Die Friedhöfe liegen direkt an den Hauptstraßen. Es machte mich sehr nachdenklich. Für eine kurze Zeit beschäftigte mich der Gedanke, ob ich hier beerdigt werden will? Aber auf jedenfalls will ich erst mal hier leben!
Heute war Valaiyamal hier. Sie hatte als kleines Mädchen einen schweren Unfall. Das rechte Bein ist verkürzt und mit neuer Haut überzogen worden. Ständig waren Entzündungen an diesem Bein. Vor Weihnachten hat man ihr dann das rechte Bein amputiert. Morgen wird man ihr eine Beinprothese anpassen. Die rechte Hand hat nur noch 2 Finger. Ihre Mutter starb an TBC vor 3 Jahren und der Vater ist verschwunden. Sie hat so viel Mut und Hoffnung für ihre Zukunft. Im nächsten Jahr wird sie das Abitur machen. Ihr Ziel ist es, Computer-Ingenieur zu werden. Ich glaube an sie. Valaiyamal ist ehrgeizig und eine sehr gute Studentin.
Unser Moped steht seit einigen Wochen in der Werkstatt. Maria hatte einen Unfall damit. Jetzt steht die Entscheidung an, ob sich die Reparatur lohnt, oder ob ein neues Moped her muss.
Merlins Mutter Amala hatte am 21. März eine große Operation. Amala macht unsere Buchführung. Es braucht eine Menge Geld, um ins Krankenhaus zu gehen, wenn alles plötzlich und unerwartet kommt. Ohne Rupees keine Operation.
Am 21. März, hat Saranyas Bruder geheiratet. Nach der Trauung sind die Gäste und das Brautpaar zur Hochzeitshalle gegangen und wurden unterwegs von Jugendlichen gestört, weil die Braut und der Bräutigam nicht aus derselben Kaste sind. Die Schlägerei, die dann stattfand, konnte nur durch die Polizei geschlichtet werden.
Der indische Sommer beginnt langsam – es sind schon 36 Grad C – und seit 2 Monaten hat es nicht mehr geregnet.
Wir werden bis Ende April unseren Kindern helfen dass sie ihre Prüfungen bestehen, dann werden wir die heiße Ferienzeit mit Spielen und Unterhaltung verkürzen und verschönern. 3 kleine Viertklässler haben entschieden, dass sie nach der 6. Klasse „Businessmen“ – Geschäftsmänner in Partnerschaft werden. Sie bauen ein Haus mit 5 Etagen. Folgende Verkaufsideen haben sie: Autos werden im Parterre verkauft, ein Supermarkt ist im 1. Stock, eine Computerabteilung und ein Sari Geschäft sollen ins Haus. Hoffentlich können wir die 3 bei der Stange halten mit diesen guten Ideen bis zum Abitur.
Im April müssen wir den Finanz-Jahresabschluss erstellen. Es geht dem Staat vor allem um die Gelder, die aus dem Ausland nach Indien kommen. Er will kontrollieren, was einkommt und was der Trust damit macht.
Es stehen Entscheidungen an, ob und wen wir auf eine bessere Schule schicken. Hier kommen nun meine Vorschläge und Ideen an denen Sie auch mitwirken können.
Folgende Patenschaften können übernommen werden:
Schobina – unsere ehemaligen Praktikantinnen kennen sie sicher noch – ist geeignet für die Englisch Medium Schule. Sie ist jetzt in der 5. Klasse.
Krithika und Lakhesmi werden wir in ein Internat schicken. Beide wollen das sehr gerne. Der Grund ist, das Krithika immer wieder von ihrer Mutter geschlagen wird, weil sie sich mit dem lernen schwer tut. Lakhesmi muss zu Hause so viel helfen – 8 Kinder – dass kaum Zeit zum Lernen da ist.
Für Sonja, Stella, Jose und Johnson suchen wir Paten. Ebenso Nandhini – die Tochter von Danalakhsmi aus dem Nähzimmer, benötigt Unterstützung. Danalakhsmi ist eine junge Witwe mit 3 Kindern.
Bildung ist das A und O für ein gutes Leben. Wenn Sie eine Möglichkeit sehen zu helfen, dann bitte ich Sie darum.
Helfen können sie uns auch, wenn Sie eine Gelegenheit haben, unsere Handarbeiten auf Oster- oder Weihnachtsmärkten an zu bieten.
Mit herzlichen Grüßen von uns allen und heute mit den Worten, die Uma Rani immer an ihre Patin schreibt: „I for you and you for me“. (Ich für Sie/Dich und Sie/Du für mich). In diesem Sinne einen guten weiteren Verlauf der Fastenzeit.
Gisela Häring
Liebe Giesela,
ich habe mit großem Interesse deinen Rundbrief gelesen und würde mich über weitere Info freuen. Gerne unterstützen wir auch dieses Projekt. Werde am Freitag bei Beate G. in Bangalore shoppen und mir mehr Info holen.
Leider verlassen wir Indien nach 3 Jahren und werden es sicher vermissen. Viel Erfolg fürs Projekt und viel Kraft für die täglichen Probleme. Wir kennen das nur zu gut.
Alles Liebe und Gottes Segen
Anja Aller
(Palm Meadows, White Field. Bangalore)
9008344811 (bis 28.6)