12 Dec

Bericht zum Zyklon Gaya

Am 7.11. flog ich nach Deutschland. Es wurde alles organisiert, was zu organisieren war, aber es gibt Dinge, die kein Mensch einplant und organisieren kann.

Am 16.November morgens, um 7 regnete es in Tamil Nadu. Alle beteten, dass noch mehr Regen kommen soll, den wir nötig brauchen, aber es war auch der Stille Wunsch da, das das College und die Schule ausfallen, wenn der Regen noch heftiger runter prasselt. Aber niemand war auf einen Cyclon vorbereitet, der in 30 Minuten einen ungeheuren Schaden hinterließ. Er kam vom Bengalischen Meer und verheerte Vailankani, Nagapattinam und kam in unseren Distrikt. Von hier brauste er nach Dindigul und Kodaikanal.

Die kleinen Häuser verloren ihre Dächer, die Strommasten lagen auf dem Boden, Bäume wurden entwurzelt, große Hinweis- und Verkehrsschilder und Vordächer flogen davon.

Wir verloren unsere Solarkollektoren. Sie flogen zwei Straßen weiter oder zu unserem Nachbarn und rissen deren Dach auf. Das große Fenster in unserem zweiten Haus, das Helligkeit brachte, vor Regen und Affen schützte, zerbrach völlig. Große und kleine Bäume fielen um, wurden entwurzelt oder verloren dicke Äste.

Für Tage gab es keinen Strom, kein Wasser, man konnte nichts kaufen und nicht in die Dörfer fahren, da alles durch Bäume, Dächer und Asbestteile total blockiert war. Bis zum heutigen Tag sind die Dörfer noch nicht mit Wasser und Strom versorgt.

Wir müssen unsere Solaranlage erneuern.   Wir hängen zurzeit am offiziellen Stromnetz. Wir merken nun, wie sehr uns Solarenergie bei der Arbeit im Nähzimmer, bei der Nachhilfe am Abend hilft und einfach eine Garantie für Strom ist. Jetzt wird alles durch die ständigen Stromausfälle unterbrochen

Eine junge, Frau, die im vierten Monat schwanger war, wir haben ihr ein Studium ermöglicht, wurde von einem Asbestdach am Hals getroffen und starb auf der Stelle. Ein sehr trauriges Ergebnis des Unwetters.

Die Spätfolgen, dieses Zyklon Gaya, werden wir in den Sommermonaten erleben, wenn es keine Früchte gibt, keine Bananen, Mangos oder Kokosnüsse und keine Schattenspendend Bäume gibt.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit

Gisela Häring

PS: es wird ein zweiter Zyklon vorher gesagt…

16 Oct

Tierisches und anderes aus Viralimalai

Unsere Natur in Tamil Nadu dürstet nach Regenwasser. Die Saison in der wir eigentlich leben, heißt Regenzeit. Aber es ist so heiß wie im Monat Mai und keine Wolken am Himmel. Die Natur, die Menschen und die Tiere leiden. Nur die Affen haben zurzeit den größten Spaß, vor allem, wenn sie sich in unserem Garten tummeln. Diese Spezies liebt ein enges Familiengefüge,  deshalb sind es auch immer 15 bis 20 Affen in verschiedenem Alter, die unsere Bäume lieben. Die Alten liegen faul herum und lassen sich lausen, die  Affenbabys klammern sich um den Bauch der Mütter und werden so von einem Ort zum andern gebracht und die kleinen Affen zanken sich, springen von einem Ast zum andern und üben die Geschicklichkeit – kann ein Kokosnussblatt fünf kleine Affen aushalten? Sie klauen unsere Kokosnüsse und alle anderen Früchte, die anfangen zu reifen. Die Äste brechen und sterben ab.

In einem Augenblick der Unachtsamkeit, die Außentür der Küche blieb offen, da dort auch mal frische Luft rein soll, schlich sich ein Affe herein, nahm die Pedigree Tüte unseres Hundes und rannte davon. Vimala, die gerade in die Küche kam, rannte hinterher, um das Futter für den Hund zu retten. Es gelang ihr, den Stock in einer Hand und den kleinen Stein in der anderen und bereit diesen zu werfen; denn  der Affe ließ die Tüte fallen.  Der Wasserhahn vor der Küche wird von den Affen geöffnet, leider vergessen sie diesen wieder zu schließen, so dass dadurch Wasser vergeudet wird.

 Am vergangenen Wochenende ist ein kleiner Affe ins Nähzimmer gegangen; denn für eine Minute war die Tür offen. Aber leider fand er nicht mehr den Weg nach draußen, so dass wir nachhelfen mussten, was ihn am Anfang noch unruhiger machte und er sichere Plätze hinter den Kartons suchte. Derweil saß die ganze Affenbande auf der Mauer vor dem Fenster, fieberte mit, stieß Laute aus und hat auf den Sprössling gewartet.

Es wäre alles halb so schlimm, und wir könnten uns an dem Leben der Affen erfreuen, aber die Schäden, die der Großverband hinterlässt, kostet uns viel Geld. Alle Außenlichter sind kaputt und schon mehrfach erneuert, junge Bäume gehen ein, die Bananenstauden, Papayabäume und andere Pflanzen, die wir so sorgsam hüten. Manchmal lassen wir vom Feuerwerk kleine Knaller los; denn die Affen sind geräuschempfindlich. Aber es scheint so wie bei Kindern, sie hören es, rennen davon, vergessen es und sind nach einer Stunde wieder zurück.

 Kaum hatten wir die Familienzusammenführung mit vereinten Kräften geschafft, schrie ein Kind:“Baambu, Baambu – Schlange, Schlange!!!“. Wir rannten alle raus und sahen eine Mittelgroße Schlange, den Kopf erhoben und zum Angriff bereit. Jack unser Hund bekam es auch mit der Angst zu tun; denn sie war in der Nähe der Hundehütte. Ein mutiger junger Mann nahm kurzentschlossen einen Stock und musste die Schlange leider töten.

Es sind nicht nur Tiere, die sich bei uns wohlfühlen, sondern auch Menschen. So wohnt seit 3 Wochen eine junge Frau mit ihren zwei Kindern bei uns. Ihr Mann hat sie verlassen und die eigenen Eltern haben sie aus dem Haus gejagt, so dass ihr Leben bedroht war und die Polizei eingriff und mitten in der Nacht die kleine Familie zu uns brachte. Selvi, so heißt die Mutter, konnte eine Stelle bekommen, aber im Schichtdienst zu arbeiten, ist  für die Kinder sehr schlecht. Wir suchen augenblicklich eine Wohnung für sie, aber das Problem ist, dass sie keine Einrichtungsgegenstände hat und ihr Verdienst reicht noch nicht mal für die Miete. Mal sehen, wie wir ihr helfen können.

Gestern kam eine junge Frau zu uns, sie hat drei Töchter 6, 12 und 13 Jahre alt und hat um eine Arbeitsstelle angefragt. Ihr Mann hat sich vor 30 Tagen in der eigenen Wohnung erhängt. Die Kinder haben ihn gefunden. Sie müsste das Haus verkaufen, um die Schulden, die da sind, abzahlen zu können. Aber es wird in diesem Ort kein Mensch ein Haus kaufen, in dem sich ein Mensch das Leben durch erhängen genommen hat.

 Indien ist ein Land ohne Schutz in Notzeiten. Wenn bei ernster Krankheit kein Geld da ist, so zum Beispiel Herzinfarkt, Dialyse, wird nicht therapiert. Es gibt die Staatskrankenhäuser, die überlaufen sind und bestimmte Erkrankungen werden dort auch nicht behandelt.  Es gibt keine Sozialabsicherungen, weder in Krankheit, im Alter, oder bei Arbeitslosigkeit. Die Familien werden auch nicht durch Kindergeld unterstützt; denn das gibt es nicht.

Wir leben hier in Indien in einer anderen Welt, sei es die Natur, das Sozialgefüge, die Tradition und vieles andere mehr,  aber wir leben hier im Süden friedvoll mit allen Religionen zusammen.

Es ist Oktober, wir nennen ihn den Rosenkranzmonat. Sie sind in dieses Gebet, dass wir in diesem Monat täglich beten, eingeschlossen und danken Ihnen für Ihr Interesse an unserer Arbeit.

Ihre Gisela Häring