Neues aus Indien September – November 2014
Ich erinnere mich, dass ich beim letzten Bericht über die Affenplage berichtet habe. Die ist jetzt vorbei. Hurra!! Vor circa 4 Wochen hat die Ortsgemeinde 800 Affen eingefangen und auf LKWs in den Urwald abtransportiert. Es ging ein aufatmen durch unsere Gemeinde und unser Haus. Wir können wieder bedenkenlos die Fenstern und Türen auflassen… Bis vor 2 Tagen, da geschah es wieder. Die Mädels aus dem Nähzimmer hatten die Fenster offen und einige Snacks in einer Plastiktüte auf dem Fenstersims liegen gelassen. In null – Komma nix hat ein Affe sich die Tüte geschnappt, sich auf einen Baum gesetzt und alles aufgegessen. Die kleine Plastiktüte hat er auf den Boden fallen lassen und weg war er. Beim Massenabtransport der Affen hat man 3 vergessen. Und da wir wunderschöne Bäume zum schaukeln und mit Früchten im Garten haben, kann sich jede/r vorstellen, wie gerne diese Spezia sich bei uns aufhält. Wir befürchten, dass diese sich schnell „vermehren“ werden!
Wie sieht unser Alltag im Augenblick aus?
Es treibt uns herum. Seit Ende Juli verbringen wir Stunden – 6-8 pro Tag – bei der Polizei, im Registrationsoffice für Ausländer, bei Rechtsanwälten, in Vereinssitzungen usw. Zusätzlich strebten wir beim Deutschen Generalkonsulat in Chennai, ein Visum an für Vinnarasi. Man könnte sagen, dass ich die Nase voll habe von der indischen Bürokratie bei der man durch „Schwarzgeld“ immerhin weiterkommen kann, was bei den deutschen Ämtern nicht möglich ist. Im Englischen sagt man “I am fed up“ mit all der Diplomatie, der Zeitvergeudung und dem Geld das als Korruption an die Beamten in den Behörden geht.
Gerade geht die „Sonne“ auf in unserem Haus; denn Johann und Godsbell – die beiden 2 1/2jährigen Jungens, die unser Leben noch aufregender und aktiver machen, wie es schon ist, kommen herein. Nachdem sie in der Kapelle ein Pflaster auf den gebrochenen Arm von Jesus geklebt haben, versuchen sie alle Gesänge aus vollem Herzen nach zu singen, wie sie es an Sonntagen in der Kirche erleben.
Vor einigen Wochen kam Podem Mary mit ihrer kleinen Tochter – 10 Monate alt – zu uns. Podem heißt „genug“. Diesen Namen haben die Eltern ihr gegeben, als sie als dritte Tochter auf die Welt kam, um zu verhindern, dass die nächste Schwangerschaft sie wieder mit einer Tochter segnet. P. Mary ist inzwischen 25 Jahre alt. Ihr ganzes Leben musste sie kämpfen. Das Studium das sie mit dem Bachelor und dem Master abgeschlossen hat, war hart erarbeitet. Ihre Familie hat sie nicht unterstützt. Sie hat sich durch Feldarbeit Geld fürs Studium verdient und wir haben dann den fehlenden Betrag dazu gelegt. Endlich hat sie ihr Glück vor 2 Jahren in einer Beziehung gefunden, für die sie auch kämpfen musste. Es war eine „Liebesheirat“, was in Indien immer noch eine „Kriminelle Tat“ ist. Vor 4 Wochen bekam ihr Mann Fieber, alle Untersuchungen haben zu keinem Ergebnis geführt. Am 8. September ist der junge Mann im Alter von 26 Jahren gestorben. Eine junge Witwe in Indien zu sein, ist nicht so einfach. Wir hoffen dass sie sich nicht unterkriegen lässt und nach einer Zeit der Trauer, ihr Leben wieder selbst in die Hände nimmt und sich nicht vom Druck den die Familien auf sie machen, in eine Ehe zwängen lässt.
Bis zum 7. September lebten wir in einer „guten Zeit“. Gut, so sagen es die Sterne. Die „Gute Zeit“ ist da, um neue Häuser einzuweihen und dort einzuziehen, Verlobungen zu arrangieren, Hochzeiten zu feiern. Jetzt ist diese gute Zeit für einige Monate vorüber. In ein neues Haus kann erst wieder im Januar eingezogen werden. Diese „guten Zeiten und Stunden“ werden von allen beachtet, nicht nur von den Hindus.
In Schönstatt haben wir 100 jähriges Jubiläum gefeiert. Außer mir, konnten Maria, Belsiya und Vinnarasi daran teilnehmen. Den Abschluss der Feier bildete die Begegnung mit Papst Franziskus in Rom. Zu unserer und Belsiyas Freude, konnte sie mit auf der Bühne stehen und dem Papst „in die Augen schauen“. Maria, die nach Abschluss ihres Studiums in Georgien sich auf ihr Examen in Indien vorbereitet muss, um hier praktizieren zu können, bittet um das Gebet. Die Prüfung wird am 8.12. stattfinden. Im vergangenen Jahr haben nur 10% diese Prüfung bestanden. Vinnarasi, die nach langem kämpfen und warten endlich ein Visum bekommen hat, wird bis Ende 2014 in Deutschland sein.
Mit einem herzlichen Gruß aus einem Teil in Indien, der nicht in Fluten versinkt, sondern sehnsüchtig auf Regen wartet.
Mit einem herzlichen Gruß und einer besinnlichen Zeit im Advent
Gisela Häring