04 Feb

GOA und Danach

Ein kleiner Einblick in unser alltägliches Leben.

Am 8.1. machten wir uns zu sechst auf den Weg nach Goa. Vinnarasi konnte leider nicht mit, da ihr Studium sehr viel von ihr abverlangt. Es fährt ein Zug von der Ostküste Indiens – Vailankani – an die Westküste. Und gut für uns, der Zug hält in Trichy. Es sind 24 Stunden, die die indische Bahn benötigt, um ans Ziel zu kommen. Die Entfernung beträgt 1200 km.

Wir hatten wunderschöne Tage; täglich Sonnenschein, wir konnten die Wohnung einer Familie benutzen, die für uns das Frühstück und das Abendessen bereitetet, dieselbe Familie stellte uns ihr Auto zur Verfügung, so dass wir nur für den Benzin aufkommen mußten usw.

Der erste und wichtigste Besuch war „Old Goa“ dort sind die Gebeinen des hl. Francis Xavier aufbewahrt. Es war auch der letzte Besuch, bevor wir montags morgens wieder mit dem Zug in Richtung Tamil Nadu fuhren. Aber wir tollten auch am Strand herum und wie für indische Frauen üblich, im Kleid.

Am 15.1. um 9 Uhr morgens öffneten wir unsere Haustür und vor Schock über das Chaos, dass wir vorfanden blieben unsere Münder offen stehen. Es gab kein Fleckchen an dem die Affen sich nicht niedergelassen hatten. Es gab kein Stelle an der sie nicht hingeschissen haben oder Eimer umgestossen haben.  An der Wand haben sie Fuß- und Fingerspuren hinterlassen. Es wäre eine Freude für die Polizei, wenn alle Einbrecher solche Spuren hinterlassen würden und  auf grund dessen schnell dinghaft  gemacht würden. Die Vorstellung,  dass wir am Abend Besuch bekommen   und wir am kommenden Tag hl. Messe mit unserer Pfarrei im Haus haben, ließ den Schock schnell vergehen und uns die Ärmel hochkrempeln, um alles zu reinigen.

Den Eintritt haben die Affen sich durch die Balkontür verschafft, die Uma Rani vergessen hatte zu zu machen. Also kein Einbruch im strengen Sinn.

Inzwischen ist der Alltag wieder da, das College hat begonnen, nach dem Kurzurlaub zur Feier des Erntedankfestes „Pongal“. Die Einladungen zu Hochzeiten stapeln sich; denn jetzt ist eine „gute Zeit“ zu heiraten. In Indien gibt es immer Zeiten  die gut sind, wo man sein Haus einweiht, Verträge schließt und andere wichtigen Dinge in Angriff nimmt.

Es ist immer erschreckend, wie man sein Leben nach diesem Weissagungen ausrichtet. So hat vor einigen Monaten eine Studentin geheiratet, weil man ihr gesagt hat, wenn sie jetzt nicht heiratet, wird sie in den nächsten 8 Jahren keinen Partner finden. Wir werden nie nachprüfen können, ob sie einen gefunden hätte.

Am 23.1.  war ich zu einer Verlobung eingeladen. Ich glaube, es wird die letzte sein, an der ich teilgenommen habe. Die Familie der Braut und des Bräutigams haben sich versammelt. Der junge Mann saß auf einem Stuhl, den er dann frei machen mußte, um der jungen Frau Platz zu machen. Sie ist dann verschwunden, der junge Mann konnte sitzen bleiben. Die Männer beider Familie sind dann in die Verhandlung gegangen. Thema: was muß die Familie der Braut an Mitgift mitbringen. Ihre Familie macht einen Vorschlag und der Vater des Bräutigams hat das Angebot angenommen.  Es geht um Gold –Schmuck im Wert von 10 000 €, Geld und  Haushaltsartikel. Die Verhandlung war zu Ende, als aus der Ecke des Bräutigams eine Stimme rief:“Und eine Waschmaschine!“  Die Familie des Mädchen ist mir bekannt. Die Mutter der zukünftigen Braut ist an Krebs erkrankt. Die Familie hat also im vergangenen Jahr 5 000 € an Therapiekosten tragen müssen. Es ist also kein Geld da. Was wird die Familie tun? Sie wird es bei den Verwandten leihen und mit Zinsen zurück zahlen müssen. Es wird ein Kreislauf der Armut bleiben.

Der Termin für die Hochzeit wurde noch festgelegt. Dann reichte „Mann“  sich die Hand zur Besiegelung. Die Braut bekam von der Familie des zukünftigen Ehemannes einen Sari geschenkt, den sie dann anzog. Nach einer gewissen Zeit, kam Golda im neuen Sari. Die beiden knieten nieder und alle anwesenden segneten sie und gaben einen Geldschein in die Hände. Es wurde gebetet und dann wurde ein Mahl für alle angeboten.

Für heute verabschiede ich mich bis bald

Gisela Häring